Quelle: Weser-Kurier
"Stadt kann sich Stadionbau nicht leisten" / Plädoyer für eine kleine Lösung
Redakteur:Lutz Rode
OSTERHOLZ-SCHARMBECK. Die CDU will beim geplanten Stadionbau in Osterholz-Scharmbeck die Reißleine ziehen: "Der viel diskutierte komplette Neubau erscheint uns eine Nummer zu groß angesichts der finanziellen Situation der Stadt", sagt die CDU-Kreisvorsitzende und Ratsfrau Brunhilde Rühl. Geht es nach den Christdemokraten, sollen nur die Dinge angepackt werden, die nötig sind, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Sprich: Der Sportplatz, die Duschen und die Umkleidekabinen sollen auf Vordermann gebracht werden.
Die CDU will in einer Phase auf die Bremse treten, in der sich der Zug in Richtung Stadionbau bereits in voller Fahrt befindet: Die öffentliche Ausschreibung ist erfolgt und fünf Firmen haben ihre Konzepte und finanziellen Vorstellungen bei der Stadt eingereicht. Wie Bürgermeister Martin Wagener bereits im Januar berichtete, sehen alle Vorschläge einen Neubau an der Stelle vor, an der sich heute die maroden Gebäude befinden. Ein neuer Parkplatz samt Zuwegung soll entstehen, sechs statt bisher vier Umkleidekabinen sind geplant, ebenso eine Geschäftsstelle für den VSK und die Sanierung der Rasenfläche. Die unterschiedlichen Pläne sind bisher öffentlich nicht vorgestellt worden. Eine Entscheidung zum Stadionbau vertagte der Stadtrat vergangene Woche in nicht-öffentlicher Sitzung: Weitere Details seien zu klären, teilte der Bürgermeister mit. Am 22. Mai will sich der Rat bei einer Sondersitzung erneut intern mit dem Thema befassen.
Laut Heinz-Bolko Schottke übersteigen die Pläne für den Stadionbau bei weitem die Dimensionen, auf die sich die Politik zu Beginn der Debatte verständigt hatte: "Es ging immer nur um die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes, zu dem ein vernünftiger Platz, Duschen und Umkleidekabinen gehören. Alles andere ist an uns vorbei geplant worden", kritisiert Schottke. CDU-Ratskollegin Martina Ehlers sieht sich mit den von den Firmen vorgelegten Komplettpaketen ebenfalls vor vollendete Tatsachen gestellt: "Ich war davon ausgegangen, dass wir die Sache ausschreiben, dann gucken, was dabei herauskommt und der Rat danach entscheidet, was die Stadt machen kann", sagt die CDU-Politikerin. Gustav v. Oehsen räumt ein, dass er sich der Tragweite der Entscheidungen nicht bewusst gewesen sei. "Man hätte es noch besser hinterfragen müssen", gibt er sich selbstkritisch.
Für die CDU ist es keine Frage, dass am Stadion etwas getan werden muss. Mit Blick auf die desolate Haushaltslage wolle man sich allerdings auf das Machbare konzentrieren. Rühl und ihre Mitstreiter von der CDU sind sich bewusst, dass sie sich mit ihrer Haltung nicht nur Freunde machen werden. "Aber wie sagt man so schön: Ein Ende mit Schrecken ist uns lieber als ein Schrecken ohne Ende", meint Rühl. Schottke und Ehlers wollen verhindern, dass die Stadt über Jahrzehnte weitreichende finanzielle Verpflichtungen übernimmt. "Wir können nicht über unsere Verhältnisse leben - denn wer zahlt dann eines Tages die Zeche dafür? Die Schulden werden von Jahr zu Jahr größer. Das können wir nicht mittragen."